Es ist das erste Buch, was wir in unserem Buchclub gemeinsam im November lesen wollten. Wollten... Zu aller Mann Verteidigung: es lässt sich nicht so lockerflockig weglesen, wie wir uns das vermutlich alle vorgestellt haben. Ich habe es immerhin innerhalb von 8 Wochen geschafft...uff.
Worum geht es überhaupt? Kurz und bündig: Gesellschaften. Auf- und Abstieg. Intrigen und Macht. Und das alles mit einer ordentlichen Portion Humor und Zynismus. Dementsprechend ist "Jahrmarkt der Eitelkeiten" ein fürwahr unterhaltsames Buch.
ABER: der Autor macht es einem nicht leicht. Ich bin davon überzeugt, dass die "mythenmetzsche Abschweifung" hier ihren Ursprung hat. Thackeray kommt vom Hölzchen auf Stöckchen, schweift weit ab, stellt Personen bis zum Weltenursprung vor, obwohl sie nur einmal auftauchen und der Protagonistin die Hand schütteln. Dabei passiert es nicht selten, dass auch ich etwas abschweife und die letzten 13 Seiten nochmal lesen muss, um nur dann festzustellen, dass gar nichts schwerwiegendes geschehen ist. Wer eine Gute-Nacht-Lektüre sucht: Tada, sie haben ihren Meister gefunden. Obendrauf kommt dann noch die Namensflut. Entweder haben die Darsteller vollkommen abstruse Namen (Sir Huddleston Fuddleston, Madame de Cruchescassee) oder sie heißen seit Generationen gleich (ja, ich meine Sie, Pitt Crawley!). Da kam bei mir durchaus Verwirrung auf.
Der Untertitel "Ein Roman ohne Helden" trifft fürwahr zu. Meine anfängliche Sympathie für Rebecca Sharp/Crawley lösten sich zunehmend auf. Sicherlich, sie ist gewieft und setzt alle Waffen ein, um gesellschaftlich aufzusteigen. Das ist ihr Ziel und dafür tut sie auch alles. Doch dieses "Alles" war es, was mich immer mehr abstieß. Und vermutlich soll es das auch. Die kleine, in Selbstmitleid badende Amelia geht mir ebenfalls gehörig auf den Zeiger. Nur Mister Dobbin hat etwas Wohlgefallen verdient, obwohl auch er am Ende mich schwer enttäuscht, der Idiot. Aber so ist es wohl im Leben und besonders auf dem Jahrmarkt der Eitelkeit. Es gibt nicht den strahlenden Helden oder Heldin. Jeder hat seine Schwächen und seine Ziele, die er in seinem Sinne verfolgt. Manchmal auch ohne Rücksicht auf Verluste.
Es ist ein Klassiker, den man durchaus mal lesen kann, aber vielleicht nicht eben nur so zwischendurch. Die spitzfindigen und sarkastischen Momente begeistern mich dennoch.