Mathilde und der Duft der Bücher - Christian Kolb, Anne Delaflotte

Also, die Gefahr, dass man ein Buch nicht mag, vor allem wenn es um den eigenen Beruf geht, ist ja dann doch recht hoch. Dennoch war ich optimistisch, weil die Autorin selbst gelernte Buchbinderin ist. Was sollte also schief gehen?! Antwort: ALLES!

So, es gibt zweierlei Dinge, die ich zu bemängeln habe - erstens: das buchbinderische, bzw. restauratorische Wissen ist eher so mäßig; zweitens: die Geschichte ist so selten abstrus und bescheuert, dass ich mir öfter an den Kopf fassen musste.

Zum Fachwissen unserer Berufssparte: ich war wirklich gewillt großzügig zu sein. Zum Beispiel wenn die Buchdeckel aus Karton sein sollen (wohl eher Pappe, aber was solls...) habe ich noch an einen Übersetzungsfehler gedacht. Kann der arme Übersetzer ja nicht wissen (schon, wenn man recherchiert, aber ich war ja gnädig). Doch der Spaß hört auf, wenn Madame Buchbinderin/Restauratorin meint ein mysteriöses Buch zu restaurieren und das erste was man macht, wenn der Buchblock noch in Ordnung ist, ist es den Buchblock zu zerlegen und neu zu heften. Wo ist denn das schon mal passiert? Und in dieser Art und Weise geht es weiter...leider muss ich mich da maßlos aufregen. 

So, aber wenn man jetzt selber nicht vom Fach ist und einem diese Dinge nunmal nicht auffallen, kann dann die Geschichte überzeugen? NEIN!!! Alles so viel Quatsch.

Ein mysteriöser Mann gibt ein mysteriöses Buch ab, nennt nicht seinen Namen, bezahlt schon mal die Restaurierung und verschwindet wieder im Regen. Klar, warum auch nicht. Dann wird der mysteriöse Mann auf dem Weg zum Bahnhof tot gefahren und im örtlichen Krankenhaus aufbewahrt, bis seine Identität geklärt wird. Unsere Buchbinderin, die schon schwer verliebt war nach dem 5 Minuten Auftritt, ist am Boden zerstört. Beim "Restaurieren" des Buches studiert sie natürlich den ganzen Inhalt (was man eben so macht währenddessen...^^) und stößt auf mysteriöse Mysterien. Dem muss man nachgehen. Schnell eine Expertin aufgetrieben für Holzsplitter, den man im Buch gefunden hat und einen Archäologen gesucht, der die gezeichneten Bauwerke im Buch bewerten kann. Natürlich ist der Holzsplitter von einem Baum, der NUR dort in der Wohngegend wächst und der fancy Archäologe hat einen Mitarbeiter, der (Achtung Zufall) der Zwillingsbruder vom toten mysteriösen Mann ist. Ach toll...Nachdem man nun schwer in Ohnmacht gefallen ist, macht man sich zusammen auf die Suche und Recherche hinter diesem Buch. Das Ende vom Lied ist, dass der Großvater unserer Buchbinderin und der Großvater der mysteriösen Zwillingsbrüder im zweiten Weltkrieg zusammen im Widerstand waren. Schwer nostalgisch, schön, romantisch. Und natürlich steht dann noch eine harte Romanze im Raum. toll....
SCHLIMM! GANZ GANZ SCHLIMM! Was soll denn dieses Buch? Wah! Niemand sollte das lesen.